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76 Gedanken zu „Begleitung einer objektiven Werkanalyse von dborsi“
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Ich denke ja nicht, dass man genau wissen muss, was z.B. Gehalten werden durch Transparenz alles bedeuten kann und was der Künstler damit aussagen will. Ich sehe es eher so, ob ich den Eindruck habe, dass es eine wichtige Aussage für das Leben trifft.
Und ehrlich gesagt, bin ich nicht wirklich überzeugt, ob das auf dieses Bild auch wirklich zutrifft. Mich irritiert dabei die „fließende“ Farbe nach unten. Da habe ich eher den Eindruck, dass etwas zerfließt.
zu dem Gehalten-Werden durch die Transparenz – im übertragenem Sinne beschreibt die Transparenz den perfekten Zugang zu Informationen für die öffentliche Meinung, es ist also möglich, dass der Künstler uns mitteilen wollte, dass Werte wie Vertrauen und Aufrichtigkeit immer mehr an Bedeutung verlieren daher die konstante Präsenz der Begriff der Transparenz in den Wirtschafts- und Politischen Bereichen um diesen Glanz aufrechtzuerhalten.
Das ist eine zu direkte Analogisierung des Begriffs Transparenz. Diese Idee ist also – wie man sagt: an den Haaren herbeigezogen. Wenn muss es um Assoziationen gehen, die nicht von dem Begriff des Bildes ausgelöst werden, sondern von seiner sinnlichen Wirkung bzw. von seinem ästhetischen Potential.
Mich würde interessieren, wie man diese Gestaltung, aus der Sicht des Klangs beurteilen kann?
Gibt es es einen Unterschied einer herausgearbeiteten Strukturformel, die bildungsrelevant ist und der Beurteilung der gestalterischen Qualität einer Gestaltung?
Ich würde sagen, diesen Unterschied durchaus gibt. Solange man Klang als eine gestaltete Krise versteht…
Ja, es geht durchaus um die Einschätzung, ob es sich um eine humanistisch relevante Krise handelt, die durch die Werkstruktur freigesetzt wird. Man muss nur aufpassen, dass man nicht Vokabeln der Strukturformel einfach so übernimmt und sie dann einen neuen sprachlichen Zusammenhang stellt.
geht es darum die menschliche Ebene zu erklären oder bin ich auf dem falschen Weg um zu beschreiben was eine Formel mitteilen will?
Ja, ich denke, dass diese Strukturformel, die von delphine ausgearbeitet wurde, eine Aussage macht, die bildungsrelevant ist. Eine schwebende Schwere, Gehaltenwerden durch Transparenz finde ich Aussagen, die Fragen an das Leben stellen und künstlerisch umgesetzt worden ist.
Menschliche oder physikalische Ebene? Das kann alles sein, alles und nichts…
Die Idee der Transparenz könnte vermitteln, dass trotz der Massivität
und Opazität der Mauer, gleichwohl die Chance besteht durch die undurchlässige Materie zu schauen auf eine menschliche oder physikalische Ebene. In diesem Fall sehe ich diese Formel nicht als bloße Spielerei.
Der Ausdruck des Gehalten-Werdens durch die Transparanz ist interessant! In der Tat hat man ja den Eindruck eines transparenten Films, der über die „Mauer“ gelegt ist. Ich denke, diese Formel ist akzeptabel. Die Frage ist nun, was soll das!? Ist eine Formel, die uns irgendetwas sagen kann, oder ist es bloße Spielerei? Effekthascherei?
Wir erfahren in diesem Werk eine massige Mauer, welche von einer transparenten Oberfläche gehalten wird. Einerseits mutet diese
Darstellung einen schwebenden Moment der Flächigkeit und der Leichtigkeit an, andererseits erweckt diese opake Form den Eindruck von Dreidimentionalität und Schwere.
Ja, richtig, brüchig, löchrig, weniger glatt etc…
vielleicht wenn die Mauer nicht ganz wäre – ein Stück fehlen würde, oder sie Löcher hätte, wäre sie fragile
Die Opazität verleiht hier die Schwere, Transparenz würde also weniger die Fragilität betonen…
Transparenz?
Fragilität eben nicht! Schweben und Leichtigkeit trifft es tatsächlich besser. Was müsste vorliegen, damit Fragilität vermittelt werden würde?
Die undurchlässige schwere Mauer, welche auf der durchscheinenden
Oberfläche schwebt, schafft einerseits den Eindruck von Massivität und andererseits die Empfindung von Fragilität.
Für die Formel ist alles relevant… Die Wahrnehmungsfigur des Rutschens ist hier allerdings objektiv nicht angemessen, da man sie in der Regel mit einer Fortbewegung auf der Ebene verbindet. Ein schwebendes Rutschen nach oben könnte den nötigen Widerstand der Schwerkraft nicht ins Boot holen…
die franzenförmigen Linien unter der Mauer drücken Bewegung aus.
Es scheint als ob die Mauer aus dem Bild hinausrutschen würde. Ist es auch relevant für die Strukturformel?
Ja, geht auf jeden Fall in die richtige Richtung, ich würde aber versuchen, die dialektischen Momente nicht zu portionieren im Sinne: Mauer = schwer und Papier = leicht… Eher: Die schwere, massive Mauer wirkt extrem leicht…….. Das ist schon ein wichtiger Unterschied und wird dem Werk gerechter.
Das hier unten stand im Ausstellungskatalog „Within / Beyond Borders“ über das Bild, und das ist schon alles hier
gesagt worden, da gibt es nicht mehr meiner Meinung nach.
„Untitled, purchased by the EIB in 1998, is a large drawing of a block depicted in perspective. Here the artist presents a dialectic opposition between the sense of stability and heaviness of the architectural block painted with a thick black lacquer, and the lightness and luminosity of the surface, a fragile translucent white rice paper“.
Was bedeutet denn nun dieses Werk? Was ist seine Struktur? Wie könnte man seine Struktur formelartig bestimmen? Also was ist seine Strukturformel? Wir sind allerdings bei weitem noch nicht soweit, eine solche Formel zum Besten zu geben. Die Analyse ist gerade erst am Anfang. Wie müsste man denn nun weiter vorgehen, um sich der Bedeutungsstruktur des Werkes immer mehr zu nähern?
Schutz und Abgrenzung ergeben zusammen aber keine dialektische Einheit. Es geht hier zunächst nicht darum, was eine Mauer ist, sondern wie durch ihre Gestaltung eine dialektische Einheit freigesetzt wird.
eine Mauer bietet Schutz und dient als Abgrenzung …
Sehr gute Ausführungen! Einzig die letzte Aussage passt nicht so recht. Ich bin überzeugt, dass Dynamik und Schweben eher zusammengehören als Statik und Schweben. Jetzt könnten Sie sich noch mit den weiteren dialektischen Einheiten innerhalb der „Mauer“ auseinandersetzen.
gestalterisch wird die widersprüchliche Einheit durch die Größe der Mauer im Verhältnis zum Bildgrund dargestellt (Massivität), durch das Weglassen der Bildrandbindung sowohl horizontal als auch vertikal (Schweben). Das zerknitterte Papier deutet Wandrisse an, die durch das Gewicht der eingebetteten Mauer entstanden sind (Massivität und Schwere), das undurchsichtige Schwarze und die Abzeichnung der Mauersteine verstärken die Schwere. Die statische Ausrichtung der Mauer unterstützt das Schwebende .
Ja, Massivität vs Schweben als widersprüchliche Einheit ist hier in der Tat zentral. Wie wird nun zunächst diese zentrale widersprüchliche Einheit gestalterisch erzeugt?
in diesem Werk erfahren wir wie die Mauergestalt einerseits massiv und schwer erscheint, andererseits wie diese Masse schwebend im Raum wirkt.
Sie glauben also, dass liegen und stehen eine dialektische Einheit ergeben? Oben wurde Schweben und Schwere genannt, jetzt Liegen und Stehen….. Vielleicht können Sie diese Komponenten prüfen und dann eine Formel finden. Ggf. finden Sie aber auch noch weitere widersprüchliche Komponenten innerhalb der Thematik „Mauer“.
ich weiss nicht wirklich was eine dialektische Einheit ist, hab nachgeschaut gestern aber heute wieder vergessen
hier noch ein Widerspruch der mir einfällt vielleicht eine Mauer, versperrt normalerweise die Sicht und verbirgt etwas, und ein Bild das zeigt normalerweise was .. ich glaube ich bin jetzt am Ende mit rätseln
Versuchen Sie zunächst bitte die dialektische Einheit, die sich innerhalb der Figur der „Mauer“ einstellt, sprachlich zu fassen!
manchmal sieht sie aus als ob sie liegt und manchmal als ob sie steht, finde ich, ich gehe daran fast jeden Tag vorbei, aber na ja das ist bestimmt nicht was sie meinen, ich weiss hier jetzt nicht weiter
das gewählte Papier und die Farbe passen nicht, das Papier knittert und die Farbe läuft
Ja, in dieser Formulierung sind diese dialektischen Anteile durchaus enthalten, sie vermag aber noch nicht die entsprechende widersprüchliche Einheit der Konstellation zu treffen.
vielleicht weil man weiss, dass eine Mauer schwer ist, aber man trotzdem glauben könnte sie schwebt so wie die Form dargestellt ist, weiss man nicht welches man wählen soll
Meines Erachtens liegt hier die Wahrheit in der Mitte. Wir sprechen von einer dialektischen Einheit. Traut sich jemand, sie zu formulieren?
Ja, diese Formulierung ist in der Tat etwas zurückhaltender, neutraler… Die Chance ist jetzt größer, sich mit der Form semantisierend und strukturbestimmend auseinanderzusetzen.
für mich schwebt die 6 eckige Form nicht, ich finde sie ist dick und fett und wiegt schwer auf dem dünnen Papier
die schwarze sechseckige Form ist schwebend mittig positioniert auf der Bildfläche und füllt diese fast vollständig ein.
Gut, Sie setzen sich jetzt mit der „Mauer“ auseinander. Allerdings übergehen Sie mit dieser Formulierung eine wichtige Erkenntnis: denn es handelt sich nicht um eine Mauer…
Die Mauer wirkt sehr plastisch, fast dreidimensional aufgrund der leichten Perspektive und der glänzenden Oberfläche .
Ja, ganz richtig! Sehr gut!
Nun, der Blick des Betrachters wird immer irgendwie gesteuert. Aber wann käme denn das Format überhaupt autonom zum Einsatz?
Sehen Sie sich z.B. Arbeiten von Frank Stella an!
Das Format könnte rund oder dreieckig sein also nicht unbedingt rechteckig, da käme die Autonomie zum Einsatz.
Sehr gut! Und es gäbe noch eine weitere Möglichkeit.
dass es in einer unkonventionellen Weise eingesetzt wird , beispielsweise: eine Landschaft im Hochformat
dann vielleicht um den Blick des Betrachters zu steuern
Nein, auch dann würde das Format selbst nicht in seiner Eigenständigkeit betont werden können, es wäre eine Funktion der Konfrontationsleistung.
ich glaube das hat Delphine schon oben beantwortet, wenn der Künstler den Betrachter mit dem Inhalt konfrontieren will ..
Sie könnten vorher klären, unter welchen Umständen ein Format als autonomer Wirkungsträger zum Einsatz käme
also umgekehrt das Format ist nicht autonom, kümmere ich mich setzt um den Inhalt?
Wenn ein Bildformat einfach nur benutzt wird, damit der Inhalt gut hineinpasst, dann ordnet es sich diesem unter, seine Autonomie wird dadurch gewissermaßen untergraben. Das Format wird als eigenständiger Ausdrucksträger nicht wahrgenommen.
ist das Format denn dann nicht autonom .. wenn es keine Bedeutung vom Künstler aufgehängt bekommen hat
Das kann man ja nicht wissen, ob der Künstler das Format bewusst gestaltet hat, aber dennoch wurde es gestaltet, es ist durch gestalterische Entscheidungen entstanden und auf diese Weise ist ihm eine autonome Wirkung eingeprägt worden. Doch wie nun ist eine solche Einprägung überhaupt möglich?
ich weiss es nicht, vielleicht hier, indem die Grösse so gewählt worden ist damit das Bild genau in die Mitte passt, die Abstände zum Bild sind überall mehr oder weniger gleich, das Format ich weiss nicht ob ich die Frage verstehe
meiner Meinung nach wusste Jaume Plensa was er malen wollte eine schwere Mauer auf dünnem Papier, und hat deshalb ein Querformat gewählt, das Format ist nicht unbedingt wichtig finde ich
Diese Antwort ist aus Sicht einer normalen alltäglichen Betrachtung eines Bildes durchaus nachzuvollziehen. Wir halten uns hier aber nicht auf einer solchen alltagspraktischen Ebene auf. Sie müssten also zunächst klären, wodurch sich eine methodische Herangehensweise an ein künstlerisches Werk auszeichnet.
bei der Formatwahl entscheidet der Künstler, ob er den Betrachter mit dem Inhalt konfrontieren will oder ,ob er vielmehr narrative Inhalte transportieren möchte.
Konfrontation oder Narration, oft eine brauchbare Entgegensetzung, aber nicht unbedingt die einzige…
Wichtig für die objektive Werkanalyse wäre es, die Struktur des Formats zunächst unabhängig von Technik und Inhalt des Werkes zu semantisieren. Dazu gehören ebenfalls alternative Überlegungen zu möglichen Formatausprägungen.
Das Format ist nicht ungewöhnlich und fast ein banales DIN Norm Format und scheint nur gewählt worden zu sein, weil die Mauer eben breiter als höher ist
Ok, also Sie drücken in gewöhnlicher Sprache das aus, was im Rahmen einer objektiven Werkanalyse pointierter zum Ausdruck gebracht werden müsste. Sie machen zwei Schritte auf ein Mal, bleiben Sie also zunächst konsequenter bei der objektiven Bestimmung des Formatcharakters. Der Inhalt des Bildes soll zunächst keine Rolle spielen. Auch im Rahmen eines künstlerischen Arbeitens sollte man sich sehr intensiv mit den universellen Aspekten der Gestaltungsmöglichkeiten und -alternativen auseinandersetzen. Warum also kann das Format als „normal“ bezeichnet werden, versuchen Sie solche Aussagen immer auch ästhetisch zu begründen.
in diesem Fall, drückt das Querformat Ruhe und Passivität aus und verstärkt die Wirkung der Breite des Mauers.
Wie ist also die gestalterische Wahl des Querformates einzuschätzen? Handelt es sich um eine gestalterisch autonome Entscheidung? Wann ist übrigens eine gestalterische Entscheidung autonom und wann (unter welchen Umständen) nicht? Versuchen Sie sich darüber auszulassen!
dieses Bild
Das Bild ist im Querformat und ist mit einer fetten schwarzen glänzenden Farbe auf dünnes kalk ähnliches Papier, das zu leicht ist für die farbe gemalt. Das Papier ist geknittert.
Da es im Querformat ist wirkt es ruhig und hat nichts bedrohliches
Bitte senden Sie einen Link zu dem Bild, keinesfalls fremde Werke in dieses Portal stellen 😉
Es wird nichts bringen, im Rahmen einer objektiven Werkanalyse eine solche Liste pauschal und nacheinander abzuarbeiten. Jede Analyse fällt anders aus und geht anders vor, weil jedes Werk anders ist. Die Methode passt sich an das Werk an und entwickelt Strategien, die im Grunde vom Werk selbst vorgegeben werden. Allerdings gibt es Aspekte, die universell sind, also die mit und in jedem Werk auftreten, in diesem konstitutionell verankert sind; so hat ein Werk immer ein bestimmtes Format, dessen Charakter Sie in Ihrer Vorarbeit ja bereits bestimmt haben. Die weiteren konstitutionellen Eigenschaften müssen Sie im Grunde auch gar nicht erlesen, sondern Sie werden sie automatisch in dem Werk finden. Ich wäre gespannt, ob Sie eine weitere konstitutionelle Eigenschaft benennen können.
aber wie weiss ich denn was jetzt z.b als nächstes kommt
Eigentlich ist es gleichgültig, womit Sie beginnen, Hauptsache, das Werk wird im Laufe der Analyse in seiner Totalität erfasst.